Phoniatrie

Die Entwicklung eines Kindes mitzuerleben zählt bestimmt zu den faszinierendsten Erfahrungen im Leben von Eltern und Großeltern. Aber auch für uns Forscher*innen ist es etwas ganz Besonderes, wenn wir beispielsweise beobachten und beschreiben dürfen, welche Laute ein Kind in welchem Alter produziert, oder auf welche Weise ein Kind in Abhängigkeit seines Alters mit seinem Umfeld interagiert. So versuchen wir aus (früh)kindlichem Verhalten Rückschlüsse auf bislang wenig oder gar nicht bekannte Aspekte typischer (früh)kindlicher Entwicklung zu ziehen. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf akustischen und linguistischen Parametern der Laut- und Sprachentwicklung – vom ersten Schrei bis hin zum ersten Wort und darüber hinaus, wie auch auf der sozio-kommunikativen Entwicklung. Basierend auf unserem Grundverständnis typischer Entwicklung, erarbeiten und testen wir innovative Ansätze zur Erfassung relevanter Entwicklungsparameter im natürlichen Umfeld des Kindes sowie zu frühestmöglichen Erkennung atypischer Entwicklungsverläufe. Hierzu setzen wir mitunter auf Methoden der künstlichen Intelligenz.

Ansprechpartnerin

Sen. Lecturer Mag.a Dr.in
Katrin Bartl-Pokorny 
T: +43 316 385 30686

Ansprechpartner

Sen. Scientist Dipl.-Ing. Dr.-Ing.
Florian Pokorny 
T: +43 316 385 30686

Ziele

Unsere Schwerpunkte

  • Typische und atypische (früh)kindliche Entwicklung
  • Laut- und Sprachentwicklung
  • Sozio-kommunikative Entwicklung
  • Entwicklungsstörungen
  • Automatische Erkennung atypischer Entwicklung mittels künstlicher Intelligenz
  • Der erste Schrei als diagnostischer Marker
  • Frühkindliche Regulationsstörungen
  • Kind-Technologie-Interaktion
Forschungsprojekte

Unsere Ziele

Als interdisziplinäres Team kombinieren wir Fachwissen, Methoden und Sichtweisen aus den Bereichen der Akustik, Biologie, Informatik, Linguistik und Medizin, und haben uns die detaillierte Beschreibung bislang kaum beforschter oder gänzlich unbekannter Aspekte der (früh)kindlichen Entwicklung zur Aufgabe gemacht. So ist es unser Ziel, entscheidende Puzzlesteine zum tieferen Verständnis typischer (früh)kindlicher Entwicklung zu liefern und Ansätze zur frühestmöglichen Erkennung abweichender Entwicklungsverläufe zu etablieren.

Unsere Projekte

TE(A)CHADOPT: Teaching students how children with neurodevelopmental disorders adopt and interact with technologies

  • Technologien spielen eine immer größer werdende Rolle im Alltag von Kindern mit Entwicklungsstörungen. So werden sie beispielsweise zu Therapiezwecken und als Kommunikationshilfen eingesetzt. Vielfach ist die Barrierefreiheit von Technologien für Kinder mit Entwicklungsstörungen jedoch nicht ausreichend gegeben. Zugleich wird dieses Thema in der Ausbildung derjenigen Studierenden, die in ihrem Berufsleben später Technologien (mit-)entwickeln und/oder einsetzen werden noch kaum behandelt. Im Rahmen dieses interdisziplinären Kooperationsprojekts von sieben Institutionen aus sechs Ländern sollen Leitlinien zur Evaluation von Technologien hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit für Kinder mit Entwicklungsstörungen entwickelt und ein umfangreiches Lehrmaterial erstellt, eingesetzt und verbreitet werden. TE(A)CHADOPT soll dazu beitragen, dass Technologien künftig besser die Wünsche und Bedürfnisse von Kindern mit Entwicklungsstörungen erfüllen.
  • Laufzeit: 2024-2027
  • Gefördert durch: EU Erasmus+

Vokalisationsverhalten von Babys mit Regulationsproblemen

  • Babys mit Regulationsproblemen weinen über eine Dauer von mindestens 3 Wochen an mindestens 3 Tagen pro Woche 3 oder mehr Stunden ("Wessel-Kriterien"). Studien zeigten, dass Kinder, die als Babys Regulationsprobleme hatten, später häufiger Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten haben als Kinder, die als Babys keine Regulationsprobleme hatten. Ob solche Auffälligkeiten auftreten werden lässt sich aktuell nicht vorhersagen, zumal es bislang auch kaum Untersuchungen dazu gibt, wie sich Babys mit Regulationsproblemen – abgesehen von der Schreihäufigkeit – in den ersten Lebensmonaten verhalten. Der Zweck dieser Pilotstudie ist es, Vokalisationen von Babys mit Regulationsproblemen und Babys ohne Regulationsprobleme im Alter von 8 bis 10 Wochen zu analysieren und erste Vergleiche anzustellen. Die Ergebnisse könnten Hinweise auf Abweichungen im vorsprachlichen Verhalten von Kindern mit Regulationsproblemen liefern. Die gewonnenen Erkenntnisse über potentiell geeignete Parameter könnten in Folgestudien dazu beitragen, Babys zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für persistierende Regulationsprobleme bzw. oftmals damit einhergehende Verhaltens- und Entwicklungsdefizite haben.
  • Laufzeit: 2024-2025
  • Gefördert durch: Stadt Graz

Maschinelles Hören im Kreißsaal: Pilotstudie zur automatischen Evaluierung der neonatalen Lungenfunktion anhand des ersten Schreis

  • Die in den ersten Lebensminuten produzierten Laute von Neugeborenen sorgen dafür, dass ein Teil der Ausatemluft vom Kehlkopf zurückpendelt und so das Fruchtwasser aus der Lunge in das umliegende Gewebe presst. Aufgrund unterschiedlich fortgeschrittener Lungenentwicklung gibt es mitunter hörbare Unterschiede zwischen Termin- und Frühgeborenen. Dieses Projekt evaluiert die Durchführbarkeit von standardisierten Tonaufnahmen in der Geburtssituation. Basierend auf Pilotdaten erfolgt erstmals eine umfassende Beschreibung akustischer Merkmale der ersten Laute von Termin- und Frühgeborenen sowie die Validierung künstlicher Intelligenz zur Einschätzung neonataler Lungenfunktion.
  • Laufzeit: 2024-2025
  • Gefördert durch: Land Steiermark

Tracking General Movements – An Observing-the-Observer Approach to Enhance Clinical Reasoning

  • General Movements (GMs) sind spontane Bewegungen des gesamten Körpers, die von der 9. Schwangerschaftswoche bis zum Ende des fünften Lebensmonats beobachtbar sind. Die Analyse der GMs, das General Movement Assessment (GMA), basiert auf der Bewertung normaler vs. abnormaler Bewegungsmuster der Neugeborenen und hat eine hohe Vorhersagekraft für die Entwicklung des Nervensystems. Geschulte Beobachter erreichen beim GMA eine hohe Übereinstimmung, allerdings nimmt diese ab, wenn das GMA unregelmäßig praktiziert wird. Obwohl bestimmte motorische Muster eine hohe Vorhersagekraft für Entwicklungsstörungen haben, ist die Bedeutung eines speziellen monotonen Bewegungsmusters (poor-repertoire GMs), bisher noch weitgehend unklar.
  • Laufzeit: 2020-2025
  • Gefördert durch: FWF

Team

Kooperationspartner*innen

  • Deutschland: Björn Schuller, Technische Universität München; Johanna Löchner, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Großbritannien: Björn Schuller, Imperial College London
  • Israel: Dana Cappel & Rachel Blum, Beit Issie Shapiro
  • Nordmazedonien: Tatjana Zorcec, Alliance for Applied Psychology
  • Österreich: Anna Scheuchenegger, Medizinische Universität Graz; Berndt Urlesberger, Sanatorium St. Leonhard Graz; Christian Fazekas, Medizinische Universität Graz; Herbert Fluhr, Medizinische Universität Graz
  • Polen: Agnieszka Landowska & Michał Wróbel, Politechnika Gdanska
  • Türkei: Duygun Erol Barkana, Yeditepe University Vakif; Hatice Köse, Istanbul Teknik Universitesi